Kurzbiografie
Elly Ney (1882 - 1968)
Das
Elly-Ney-Denkmal steht am Brahmsweg in Tutzing.
Elly
Ney gehört zu den großen Instrumentalisten des
20. Jahrhunderts. Am 27.09.1882 in Düsseldorf
geboren, wuchs sie in einem musischen Bonner
Elternhaus auf und begann 1904 ihre erfolgreiche
Konzerttätigkeit, die sie bald durch ganz Europa
führte. Schnell wurde sie zur bekanntesten
deutschen Pianistin, die bereits nach dem 1.
Weltkrieg zu Weltruf gelangte. Nachdem sie
zunächst als Solistin gereist war, konzertierte
sie später auch mit namhaften Trio-Partnern wie
dem Geiger Willem van Hoogstraten und dem
Cellisten Fritz Reitz. Im Jahre 1911 heiratete
sie den holländischen Geiger und international
bekannten Dirigenten Willem van Hoogstraten.
Gemeinsam gingen beide 1921 nach Amerika, wo sie
ein Brahms-Gedächtniskonzert mit dem New York
Philharmonic gaben. Aufgrund des
überwältigenden Erfolges wurde Willem van
Hoogstraten für die folgenden Sommerspielzeiten
als Dirigent der Philharmoniker engagiert; in den
Wintermonaten dirigierte er das
Symphonieorchesters der Universitätsstadt
Portland/Oregon. 1931 lernte die führende
Beethoven-Interpretin und Kammermusikerin den
jungen Cellisten Ludwig Hoelscher kennen und
gründete zusammen mit ihm und dem Geiger Wilhelm
Stroß erneut ein Klaviertrio, dem später auch
der Geiger Max Strub angehörte. Ab 1933 wandte
sich die Künstlerin dem Nationalsozialismus zu
und ist daher heute sehr umstritten. Am 20. April
1937 wurde sie von Adolf Hitler zur Professorin
ernannt. Für ihre Mitarbeit bei den Olympischen
Spielen 1936 verlieh Hitler ihr im Jahre 1937
eine Erinnerungsmedaille. Im Verlaufe des Krieges
spielte Elly Ney zunehmend Klavierkonzerte in
Lazaretten und Krankenhäuser und erhielt 1943
das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse für
Truppenbetreuung. 1944 wurde die Pianistin von
Hitler in die sogenannte «Gottbegnadetenliste»
aufgenommen. Während der NS-Zeit hielt Elly Ney
Reden an die Jugend, in der sie Beethoven und die
«nordische Musik» im NS-Geist deutete, und
polemisierte gegen zeitgenössische Musik.
Elly
Ney hielt sich am liebsten in Deutschland auf.
Sie verlegte 1937 ihren Wohnsitz ins
oberbayerische Tutzing am Starnberger See und
unternahm von dort aus auch ihre weltweiten
Konzertreisen. In den Jahren 1939 bis 1945 lehrte
sie am Salzburger Mozarteum. Anfang der 50er
Jahre veröffentlichte Elly Ney eine Biografie.
Aufgrund ihrer Verdienste um die Musik und ihrer
musikalischen und kulturellen Aktivitäten an
ihrem Wohnort erhielt sie 1952 trotz ihrer
NS-Vergangenheit die Ehrenbürgerschaft der
Gemeinde Tutzing. Noch im hohen Alter unternahm
sie ausgedehnte Tourneen und spielte einen
Großteil ihres Repertoires als Solistin oder
unter ihrem Lebenspartner Willem van Hoogstraten
als Dirigent des Fränkischen Landesorchester
Nürnberg auf Stereoschallplatten ein. Die
Tutzinger Ehrenbürgerwürde wurde der
Nazi-Anhängerin und Antisemitin nicht aberkannt,
aber der Tutzinger Gemeinderat distanzierte sich
Februar 2009 ausdrücklich von den nazistischen
und antisemitischen Äußerungen der Pianistin.
Elli Ney verstarb mit 86 Jahren am 31.03.1968 in
Tutzing. Ihr Mann, Willem van Hoogstraten,
verstarb bereits am 11.09.1965. Beide fanden im
Neuen Tutzinger Friedhof (Boeckelerstrasse,
unweit des Tutzinger Bahnhofes) ihre letzte
Ruhestätte.
Bei
COLOSSEUM RECORDS ist vor
wenigen Jahren eine ELLY NEY BOX mit 12 CDs erschienen,
die eine Gesamtausgabe aller späten Aufnahmen
enthält.
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